Bluesharp Stammtisch
München
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2016

> Harper des Monats
Hier werden mehr oder weniger bekannter Harp-Spieler*innen vorgestellt. Neben einer kurzen Beschreibung gibt es auch Links auf eine detailierte Biografie und Musikbeispiele.

Harper des Monats Januar: Gary Primich

Er wurde zwar in Chicago (1958) geboren, wuchs aber in Indiana auf. Als Tennager, zurück in Chicago, lernte er den Blues mit der Mundharmonika da, wo der Blues in den 60ern zu Hause war. Nach seinem Studium und angenervt von der Chicagoer Blues Szene zog er Anfang der 80er nach Austin, Texas, und war in der lokalen Musikszene aktiv.

Mit Jimmy Carl Black, dem ehemaligen Drummer der Mothers of Invention, gründete er 1987 eine Band namens "The Mannish Boys", die auch ein Album aufnahm. Auch ohne Black hielt Primich die Band zusammen und nahmen ein zweites auf. Der Erfolg dieser Alben ermöglichte ihm weitere Platten, diesmal unter seinem eigenen Namen, zu veröffentichen (Diskografie, auch mit Songs zum Anhören).

Gary Primich war viel auf Tournee und seine Fanbasis erweiterte sich auch in Europa. Er war als Sessionmusiker begehrt und er schrieb die meisten seiner Songs selbst. Außerdem spielte er sehr gut Gitarre. Gary Primich starb 2007 in Austin.

Sade -  Travelling Mood -  Gary Primich Blues Band (1995) - Bad Dog

Harper des Monats Februar: Howlin' Wolf

(seine Bio auf der Seite der Howlin' Wolf Foundation (Eng.)

Chester Arthur Burnett (10.6. 1910 - 10.1. 1976), bekannt als Howlin' Wolf, war ein aus aus Mississippi stammender afroamerikanischer Blues-Sänger, Gitarrist und Mundharmonikaspieler. Mit seiner dröhnenden Stimme und einer bedrohlich wirkenden physischen Präsenz, ist er einer der bekanntesten Chicago-Blues Künstler.
Ein Kritiker schrieb:" Niemand außer Howlin 'Wolf hatte die einzigartige Fähigkeit, einen Club in seinen Grundfesten zu erschüttern und gleichzeitig die Gäste zu Tode zu erschrecken". Seine keuchende Mundharmonika war ebenso unverwechselbar wie seine unschlagbare Bühnenshow – er rollte regelmäßig über die Bretter, um sexuelle Ekstase nachzuahmen, oder er kletterte die Bühnenvorhänge hinauf wie ein wildgewordener Irrer (Read more / © Bear Family Records)

Zu der Zeit stand er in Konkurenz zu Muddy Waters, ebenfalls bei Chess Record unter Vertrag. Burnett galt als der bessere Bandleader, da er pünktlich zahlte und für seine Musiker in eine Arbeitslosen- und Sozialversicherung einzahlte. Es gibt eine schöne Szene in dem Film "Cadillac Records" (Geschichte von Chess Records) wo beide aneinander geraten, weil Muddy ihm seinen Gitarristen Hubert Sumlin abwerben möchte.

Einige seiner Songs, wie "Sittin' On Top Of The World", "Smokestack Lightnin", "Back Door Man*", "Killing Floor" und "Spoonful*" sind zu Blues und Blues-Rock-Standards geworden. Im Jahr 2004 setzte ihn das "Rolling Stone Magazin" auf Nummer 51 auf der Liste der "100 größten Künstler aller Zeiten".  *Komponist Willie Dixon

Wenigstens eine seiner Aufnahmen gehört in jede Sammlung. Eine Empfehlung sind die "London Sessions", u.a. mit Eric Clapton, Steve Winwood, Bill Wyman, denen der Altmeister den Blues beibringt.

Smokestack Lightning - Live  -  How Many More Years  -  Sittinn' On Top Of The World

Harper des Monats März: Klaus 'Mojo' Kilian

Inspiriert durch Schallplatten von Muddy Waters und Sonny Boy Williamson, nahm Mojo Kilian vor über 30 Jahren zum ersten Mal eine Mundharmonika in die Hand. Über die Jahre wuchs seine Plattensammlung parallel zu den Fähigkeiten auf der Bluesharp, so dass er heute einer der führenden Experten für den Blues und einer der besten Interpreten auf seinem Instrument ist. Seine Kolummne "Kilians Plattenecke" erscheint regelmäßig bei der Fachzeitschrift Blues News.

Ich habe den Frankfurter(?) Harpspieler, Sänger und Gitarristen beim Puchheimer Blues Festival zum ersten Mal Live (Down Home Percolators mit einem Duo-Partner Bernd Simon) gesehen und war begeistert. Auch der abschließende Jam mit Dr. Will & The Wizzards war grandios (Song "Alligator Wine"). Außerdem ist er noch Bandleader der Matchbox Bluesband, die in der klassischen Besetzung Gitarre, Harp, Bass und Schlagzeug auftritt.


Es gibt mehrere CDs von ihm, von denen ich die neueste ("Down Home Percolators And Friends") aus eigenem Anhören empfehlen kann.

Down Home Percolators: Mellow Apples  Rag, Mama, Rag  Evenin' Sun

und mit der Matchbox Bluesband: I Hear You Knocking   Take A Little Walk With Me   I Got To Go

Harper des Monats April: Steve Baker

Steve Baker gehört zu den bedeutendsten Harp-Spielern unserer Zeit und ist aus der heutigen Mundharmonika Szene nicht wegzudenken. In London aufgewachsen, lebt er seit Ende der 70er Jahre in Deutschland. Seit 1975 spielt er das Instrument als Vollprofi. Mit ausgefeilten und rhythmisch geprägten Melodiebögen vermittelt seine ausdrucksvolle und lyrische Spielweise eine bemerkenswerte emotionale Intensität. Sein unverwechselbarer Stil verbindet Elemente aus der Blues-Tradition mit Country, Folk, Funk, Soul und Jazz zu einer eigenwilligen und aufregenden Mischung.

Seit 1987 arbeitet er als Berater eng mit dem weltweit führenden Mundharmonika-Hersteller HOHNER zusammen und hat u.a. mehrere erfolgreiche Modelle für die Firma mitentwickelt, zuletzt die Marine Band Deluxe, Marine Band Crossover und Marine Band Thunderbird.

Steve ist außerdem ein angesehener Fachbuchautor und hat mehrere Lehrwerke für Mundharmonika verfasst, darunter das 1990 erstmals veröffentlichte Kultbuch "The Harp Handbook" (Bosworth/Music Sales), das mittlerweile als Standardwerk für die diatonische Harp gilt und als „Bibel der Mundharmonikaspieler“ bezeichnet wurde. Zwischen 2000 und 2007 veröffentlichte er die 3 Bänder seiner Buch/CD Reihe "Blues Harmonica Playalongs".

Er spielt in verschiedenen Formationen, z.B. mit Abi Wallenstein und Dave Goodman. Besonders möchte ich noch das Duo mit dem Ausnahmegitarristen und Songschreiber Chris Jones hervor heben. Bis zu dessen frühem Tod im Herbst 2005 waren beide unterwegs und veröffentlichten vier hochgelobte gemeinsame CDs auf Acoustic Music Records. Sie tourten nicht nur in Westeuropa, sondern auch in Australien, Russland und den USA.

Auf Internet finden sich viele Videos von ihm. Am einfachsten geht es über seinen YouTube-Kanal .
Ich möchte aber noch besonders auf Videos mit Chris Jones (-> Can't Make You Love Me) hinweisen.

Harper des Monats Juni:  Paul deLay

Paul Joseph deLay (* 31.01.52 in Portland, Oregon; † 7. 03.07) war ein US-amerikanischer Mundharmonikaspieler, Sänger und Song-Schreiber.

Seine musikalische Karriere begann in den frühen 1970er Jahren mit einer Band namens "Brown Sugar", die zahlreiche West Coast Gigs gespielt. Im Jahr 1976 gründete er zusammen mit dem Gitarristen Jim Mesi die Paul DeLay Blues Band, die in den 1980er Jahren auf Tour war und mehrere Alben veröffentlichte. Neben anderen Ehrungen wurde Paul mit dem renommierten W.C. Handy Award als bester Instrumentalist ausgezeichnet.

In den späten 80er Jahren litt er unter Alkohol und Kokain-Sucht, die ihn schließlich für über 3 Jahre ins Gefängnis brachten. In dieser Zeit schrieb er viele Songs und Texte und setzte nach seiner Entlassung (clean und entwöhnt) mit seiner Band die Karriere fort. Weitere Alben folgten, die auch wegen seiner fernab vom üblichen Bluesklischee angelegten Texte hoch gelobt wurden.

Why Can't You Love Me  -  Nice and Strong  -  All My Money Gone  -  Keep On Drinkin

Titelauswahl auf YouTube

Harper des Monats Juli:  Steve Guyger

Der Sänger, Songwriter und Harpspieler aus Philadelphia begann in den Sechziger Jahren sich mit der Bluesharmonika zu beschäftigen.
Beeinflusst von Paul Butterfield führte ihn sein Weg in das Zentrum des elektrischen Nachkriegsblues, nach Chicago, wo er von den Größen des Harmonika-Blues lernte. Gleichzeitig war Guyger in seiner Heimatregion unter eigenem Namen unterwegs, tourte aber auch mit Jimmy Rogers. 2009 wurde er beim Blues Music Award in Memphis als „Best Instrumentalist – Harmonica“ nominiert.

I'm A Stranger (1st. Position)  -  Going Away  -  Walter's Boogie

Titelauswahl auf YouTube

Harper des Monats September:  Toots Thielemans

Jean "Toots" Thielemans wurde am 29. April 1922 in Brüssel geboren. Mit 3 Jahren spielte er Akkordeon und begann nebenbei
Mundharmonika zu spielen und lernte in dieser Zeit auch noch Gitarre.

Während der deutschen Besatzungszeit in Belgien wurde er, wie er selbst sagte, mit dem Jazz-Virus infiziert. Sein erstes Idol war Django Reinhardt und sehr früh wurde er von Charlie Parker beeinflusst. Er erhielt seinen Spitznamen "Toots" nach Toots Mondello (Jazz-Altsaxophonist des Swing) und Toots Camarata.

Seinen internationalen Durchbruch erreichte er 1950 auf einer Europatournee mit
Benny Goodman. Im Jahr 1952 wanderte er in die USA aus und wurde Mitglied des Charlie Parker All Stars in Philadelphia.

Toots kreierte einen neuen Sound bei dem er für Werbespots unisono Gitarre spielte und dazu pfiff. Der bekannteste ist "Old Spice". Im Jahre 1962 komponierte er "Bluesette", einen seiner bekanntesten Songs. Er wurde als Mundharmonika Solist für viele Filmmusiken wie Midnight Cowboy, The Getaway, Sugarland Express... engagiert.

Toots spielte viele Konzerte und machte Aufnahmen mit Musikern wie George Shearing, Ella Fitzgerald, Quincy Jones, Bill Evans, Jaco Pastorius, Natalie Cole,
Pat Metheny, Paul Simon, Billy Joel. Man kann ihn auch als Solist bei dem Thema der Sesamstraße zu hören.

Einer der größten Künstler der Jazz-Mundharmonika verstarb am
22. August 2016 im Alter von 94 Jahren.

“I feel best in that little space between a smile and a tear”

Bluesette  -  Shape Of My Heart (mit Sting)  -  Killer Joe  -  Toots mit Stevie Wonder  -  Song der Sesamstraße

Harper des Monats Oktober:  Rory McLeod

Rory McLeod (* 1957 London, GB) ist eine britische Folk Sänger und Song Writer. Er wandte sich der Musik zu, nachdem er als Feuerschlucker und Zirkus Clown unterwegs war. Rory spielt neben der Mundharmonika noch weitere Instrumente.

Sein Stil beschreibt die St. Louis Post als "eine lebendige, dynamische, rhytmische Musik mit ansteckende Riffs und raffinierte Melodien". In seiner Musik finden sich viele Einflüsse wie Blues, Latin Klezmer und keltische Musik. Er hat einige Alben veröffentlicht und wurde 2002 als bester Live Act von BBC Radio 2 Folk Awards ausgezeichnet.        
       
Farewell Welfair  -  Harmonica's Dream  -  Love Like A Rock  -  Baksheesh Dance

Harper des Monats November:  Lee Oskar

Der 1948 in Kopenhagen geborene Lee Oskar (eigentlich Oskar Levetin Hansen) begann mit 6 Jahren Mundharmonika zu spielen. Mit 17 zog er nach New York und später weiter nach Los Angeles. Er traf dort auf Eric Burdon zusammen, mit dem er später die Formation "War" gründete.

Schon während seiner Zeit bei "War", die er 1992 verließ, verfolgt er Projekte Solo und mit anderen Musikern. Sein Stil ist eine vielfältige Mischung aus Blues, Jazz,  Funk und Latin. Zur Zeit ist er u.a. mit der Lowrider Band auf Tour.

Natürlich ist Lee Oskar auch die von ihm entwickelten und vertriebenen Mundharmonikas bekannt. Bei den bei Tombo in Japan produzierten Harps mit Kunststoff-Körper gibt es einige praxisorientierte Features. So sind alle Stimmplatten als Ersatzteil erhältlich, die Stimmung der Harp ist sowohl für die 1. als auch 2. Position aufgedruckt und sie sind in verschiedenen Stimmungen erhältlich (Dur, nat. und harm. Moll).

Weniger bekannt dürfte sein, dass Lee Oskar auch als Maler aktiv ist.

War - Gypsy Man (1980) - War - Low Rider - Lowrider Band - 9 to 5 (Ordinary Man) - Lee Oskar performing "Low Rider" - Lee's Blues

Harper des Monats Dezember: Billy Boy Arnold

Am 16.9.1935 in Chicago geboren, begann William Arnold schon als Kind Mundharmonika zu spielen. Er lernte 1948 von seinem Idol, dem in der Nähe wohnenden John Lee "Sonny Boy" Williamson (Sonny Boy Williamson I), bis zu dessen gewaltsamen Tod.

Arnold, auch Sänger und Gitarrist, machte seine erste eigene Aufnahme 1952 mit dem Song "Hello Stranger". Bei dieser Plattenfirma erhielt er seinen Spitznamen "Billy Boy".

In diesen Jahren traf er auf den Straßenmusiker Bo Diddley (Ellas Otha Bates) und spielte Harmonika bei dem Bo Diddley Hit "I'm A Man" und anderen Titeln. Bei Vee-Jay Records nahm er eigene Titel auf, so auch seine Hits "I Wish You Would" (noch ganz im typischen Bo Diddley Stil) und "I Ain’t Got You". Beide Titel wurde auch gecovert (z.B. Yardbirds, Sweet und David Bowie).

In den 70ern tourte er auch in Europa und nahm, wie auch später noch, diverse Platten auf. 2014 wurde er für den Blues Music Award in der Kategorie 'Traditional Blues Male Artist of the Year' nominiert

I Wish You Would -  I Ain’t Got You  -  Billy Boy Arnold & The Aces - She Fooled Me - Bo Diddley mit B.B. Arnold

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Bildnachweis:
Januar: ©Gary Primich/http://www.christinevitale.com/promo/GaryPrimichPhoto2.JPG
Februar:
Doug Fulton - eBay itemrontback, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29072932
März: unbekannt,
http://www.popvirus.de/sites/default/files/5/Klaus%20Mojo%20Kilian.jpg
April: alle Bilder homepage
http://www.stevebaker.de/
Mai:
Juni: http://blog.oregonlive.com/aenow/delay3.jpg
Juli:
http://www.gastroweb.at/servus.php3?action=highlights_10_april_20_viennablues
September: http://
www.tootsthielemans.com/photography/   © Jos Knaepen
Oktober:
http://www.eventbrite.co.uk/e/gigs-in-the-gallery-rory-mcleod-the-familiar-strangers-28-sept-2016-730pm-tickets-26984149317
November: https://www.americanbluesscene.com/wp-content/uploads/2012/08/Lee-Oskar1-e1344453905989.jpg
Dezember:
Photograph by Ronald Weinstock

             
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